Dieser Erfahrungsbericht ist ein Mehrteiler und behandelt das Training für die Zertifizierung zum IPMA Level B. Eine generelle Einführung in die Serie und Links zu allen Teilen findet ihr in diesem Blogbeitrag: Erfahrungsbericht: Zertifizierung zum Certified Senior Project Manager (IPMA® Level B) nach ICB 4

Grundsätzlich ist es möglich, die Zertifizierung zu machen, ohne zuvor ein Training bei einem Trainingspartner der IPMA zu absolvieren. Dazu kann man sich zu öffentlichen Zertifizierungs-Runden anmelden. Alle Dokumente, Vorschriften etc. kann man dazu auf der Webseite der GPM finden. Ist das Training für die Zertifizierung zum IPMA Level B also sinnvoll? Bietet es einen Mehrwert? Das werden wir in diesem Beitrag beleuchten.

Kosten und Zeitaufwand

Die offenkundigen Kosten sind leicht zusammengefasst und auch schnell recherchierbar, stellen aber dabei leider nur die halbe Wahrheit dar. Hier stellen wir euch alle Kosten dar, mit denen ihr direkt und indirekt rechnen müsst.

Zunächst kostet das Training bei einem Trainingspartner ca. 3.000 € (Mittagessen, Verpflegung und alle Verbrauchs-Materialien inklusive). Die Lehrbücher zur ICB 4 der IPMA kosten ca. 250 €. Die Zertifizierungsgebühr schlägt noch einmal mit ca. 2.000€ zu Buche. Hier sind wir schon bei ungefähr 5.250€. Alles zuzüglich Mehrwertsteuer.

Zu den Kosten, die meist vergessen werden, weil sie niemand überweisen muss, sind die Kosten in Form von Verdienstausfall durch die Präsenzphasen und die Prüfungstage und Urlaub in Vorbereitung auf die Prüfung. Insgesamt bestand das Training aus zwei Präsenzphasen mit jeweils drei Tagen à acht Stunden und die Prüfung aus drei Tagen à acht Stunden.

Zeitaufwand

Was hat es also noch an Zeit gekostet diese Zertifizierung abzulegen? Nun ja, wie schon erwähnt, die Präsenzphase und die Prüfung (was dort so alles passiert, könnt ihr in unserem Beitrag „Prüfungstage für die Zertifizierung IPMA Level B“ nachlesen) an sich. Was wir unterschätzt haben, war die Zeit für die Anmeldung (was genau daran so Aufwendig ist, könnt ihr in unserem Beitrag „Anmeldung zum IPMA Level B“ nachlesen). Wir haben für die Anmeldung insgesamt ca. zwölf Stunden benötigt.

Den größten Anteil macht natürlich der Report aus (weitere Informationen dazu findet ihr in unserem Beitrag „Report für die IPMA Level B Zertifizierung nach ICB 4.0 und wie man ihn erstellt.“). Die Zeit hierfür ist sehr individuell. Man kann aber gut und gerne mit 40 Stunden rechnen. Da man aber sehr viel Zeit investieren muss, um die maximale Seitenanzahl einzuhalten (kürzen, umformulieren, streichen), und die Anmerkungen des Trainers mit einarbeiten muss, ist man, unserer Erfahrung nach, eher bei 60 Stunden.

Gerade für die schriftliche Prüfung haben wir noch viel Theorie gelernt. Hier haben wir uns an den Lernkarten der GPM gehalten und sind diese Mehrfach durchgegangen. Am Ende waren es gut und gerne 20 Stunden, wir haben uns aber nicht gut vorbereitet gefühlt. Wobei Axel in unserer Gruppe die beste schriftliche Prüfung abgelegt hat. 🙂

Aus unserer Erfahrung haben die Assessoren aber immer etwas zu meckern. So wurde bei Axel die Anmeldung zunächst abgelehnt und bei mir der Report, was noch einmal in Nachbesserungen endete und somit noch einmal vier Stunden für die Anmeldung und zwölf Stunden für den Report gekostet hat.

Zusammenfassung

Wenn man nun alles zusammennimmt und davon ausgeht, dass man einen Stundensatz von 100 € hat, so kommt man zu den folgenden Gesamtkosten für die Zertifizierung mit Training:

StundenKosten
Training3.000 €
Lehrbücher250 €
Zertifizierungs-Gebühr2.000 €
Präsensphase (6 x 8 Stunden)484.800 €
Prüfungsphase (3 x 8 Stunden)242.400 €
Anmeldung121.200 €
Report606.000 €
Lernen202.000 €
Nacharbeiten8800 €
Summe17222.450 €

Die Summe von 22.450 € sind kein Pappenstiel und stellt gerade für jemanden wie Axel, der das Geld selbst gezahlt hat, eine Investition dar, die wohlüberlegt sein sollte.

Ablauf und Inhalt der Präsenzphase

Wir können natürlich nur von unserem Training für die Zertifizierung zum IPMA Level B berichten und nicht für die Allgemeinheit der Trainingsanbieter. Wir haben unser Training bei der TrueCare in Hannover durchgeführt und können dieses uneingeschränkt empfehlen. (immerhin waren wir auch für das D-Level bei TrueCare und sind als begeisterte Kunden wiedergekommen)

Zu Beginn wurden Kleingruppen gebildet, die für das gesamte Training bestehen blieben, und in denen ein Projekt als Beispiel für praktische Übungen definiert wurde. In unserem Fall wurde dabei das Projekt eines aus der Gruppe als Referenz genutzt.

Während der Präsenzphasen wurden alle CEs (was CEs und KCIs sind haben wir in unserem Bericht „Anmeldung zum IPMA Level B“ beschrieben) inhaltlich vorgestellt und erklärt. Diese Vorstellung eines Themas umfasste dabei immer ungefähr 90 Minuten. Bei den technischen Kompetenzen folgte zudem noch eine praktische Gruppenarbeit.

Die Vorstellung der CEs ist dabei sehr abwechslungsreich gestaltet und bekommt somit keinen Vorlesungscharakter wie an der Universität. Es werden viele Kreativtechniken genutzt und die Teilnehmer aktiv mit eingebunden. Einige Themen wurden auch von Teilnehmern vorbereitet und vorgestellt.

Die Tage, da muss man sich nichts vormachen, waren sehr anstrengend und obwohl wir tagtäglich mit der Projektarbeit zu tun haben, hat diese Auffrischung der Theorie dazu geführt, dass man wieder neue Impulse für die Arbeit bekommen hat.

Soziale Aspekte

Ein zusätzlicher Aspekt ist natürlich der Networking Charakter. Gerade, wenn man bei einer öffentlichen Zertifizierungsrunde mitmacht und keiner Inhouse-Zertifizierung, lernt man Gleichgesinnte von verschiedenen Unternehmen und Bereichen kennen und kann sich mit ihnen austauschen.

Wenn das als Argument noch nicht zieht, sei gesagt, dass ein großer Part der Prüfung eine Gruppenarbeit ist, es ist also essentiell, dass das Team sich bereits kennt und sich wohlgesonnen ist. In unserer Zertifizierung kamen zwei dazu, die vorher nicht in unseren Präsenzphasen waren und man hat gemerkt, dass die Gruppendynamik sich geändert hat. Hier ist man sehr darauf angewiesen, dass die Zertifikanten sozial genug sind, um neue Mitglieder mit offenen Armen willkommen zu heißen. Gerade als Level B-Zertifikant soll man eine leitende Rolle einnehmen, wenn man den Rückhalt in dem Team allerdings nicht hat, macht man sich das Leben unnötig schwer.

Fazit

22.450 € sind sicher eine Stange Geld und viele überlegen sich zweimal, ob eine Zertifizierung dies wirklich wert ist oder ob man das vielleicht günstiger hinbekommt.

Meiner Meinung nach sollte man aber in diesem Fall auf keinen Fall auf das Training bei einem Trainingspartner der GPM verzichten. Sowohl der Erfahrungsaustausch, die Vergrößerung des Netzwerk durch die Networking Gelegenheiten und die Verbesserungen der Chancen, die Zertifizierung zu bestehen bzw. zugelassen zu werden sind jeden Cent wer.

Wie waren eure Erfahrungen mit dem Training zum IPMA Level B?